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23 Jahre Anästhesie im JoHo – eine Ära geht zu Ende

Beim Fototermin zu seiner Verabschiedung sagte er noch „es ist, als wäre es gestern gewesen“. 23 Jahre war er der Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedi-zin im St. Johannes Hospital. Eine lange Zeit mit vielen Herausforderungen, Verän-derungen, Begegnungen mit Menschen, Höhen und Tiefen liegt hinter ihm. Ein geschätzter Kollege, der im JoHo engagiert medizinische und unternehmerische Themen vorangetrieben und mitgestaltet hat.

Seine Zeit im JoHo
Ende 1999 bewarb sich Sydow auf die ausgeschriebene Position des Chefarztes der Abteilung für Anästhesie. Nach eingehender Begutachtung und Vorstellungsgesprä-chen mit diversen Bewer¬bern wurde er zum 01.02.2000 als Nachfolger von Prof. Rai-ner Purschke im JoHo eingestellt.

In den ersten Jahren der Leitung seiner Klinik wurde ein neuer Notarztstandort am Marien Kranken¬haus Hombruch installiert (2001), der ärztlicherseits von der Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin besetzt wurde. Sydow begründete im JoHo die Abteilung für Schmerzmedizin, die eine ambulante Zulassung hat und ei-gene Betten für die multimodale Schmerz¬therapie ausweist. In seiner Amtszeit er-folgte 2004 der Bau des Liebfrauentraktes im JoHo. Damit erhielt die operative In-tensivstation, die seiner Klinik zugeordnet ist, eine hochmoderne Ausstattung und eine Erweiterung auf 18 Intensiv¬betten sowie ein direkt an den OP angeschlossener neuen Auf¬wach¬raum mit 12 Betten. Für die Patientinnen und Patienten und die Be-handlungsteams im Zentral-OP brachte dies eine optimierte Verbesserung der Ver-sorgungsqualität. Auch stand der Aufbau des Ambulanten Operations¬zentrums 2004 im neuen Liebfrauentrakt unter seiner Gesamtverantwortung. In der Kardioanästhe-sie führte er die transösophageale Echokardio¬grafie (TEE) ein,  die heute aus der Kardioanästhesie nicht mehr wegzudenken ist. Dies ist ein Verfahren, das allgemein auch als Schluck-Echo bezeichnet wird und eine Ultraschalluntersuchung des Her-zens durch die Speiseröhre (kurz: TEE) ist, ähnlich im Verfahren wie eine Magen-spiegelung. Sie wird unter lokaler Betäubung oder

kleiner Narkose durchgeführt und hat den Vorteil, dass durch die unmittelbare Nä-he der Speiseröhre zum Herzen einzelnen Strukturen des Herzens deutlich besser dargestellt werden können als in der Untersuchung durch die Brustwand.

Außerordentlich engagierte sich Sydow für das JoHo in der ärztlichen Krankenhaus-leitung, anfangs als Stellvertretender Ärztlicher Direktor von 2013 bis 2016 und da-nach als Ärztlicher Direktor bis 2020. In diesem Amt konnte er viele Fragestellungen zur Entwicklung des Hauses, aber auch zu Krisenthemen, wie z.B. den Evakuierungen des JoHos wegen mehrerer Bombenentschärfungen, aktiv steuern. Wichtig war es ihm, im Direktorium als ärztlicher Vertreter aller Kliniken zu fungieren und fair und ausgleichend zu entscheiden. Seinen Dienstvertrag verlängerte er im Jahr 2020, um die Klinik durch die unruhigen Zeiten aufgrund der Corona-Pandemie mit zu beglei-ten. Nun schied er zum 28.2.2022 aus seinem Dienst aus, um in den verdienten (Un-) Ruhestand zu gehen.
Als Nachfolger trat Herr Professor Dr. med. Matthias Derwall am 01.03.2023 seinen Dienst in der Klinik an (Bericht RN am 02.03.2023).

Vita im Überblick
Geboren wurde Sydow 1955 in Hildesheim, wo er auch seine Schulzeit verbrachte. Im anschließenden Zivildienst kam er in Kontakt mit der Medizin, als er in der Pflege auf verschiedenen Intensivstationen der Universitätsklinik Göttingen eingesetzt war. Es war ein Schlüsselerlebnis mit der Konsequenz des sich anschließenden Studi-ums der Medizin ab 1976 an der Georg-August-Universität Göttingen, das er 1982 mit Staatsexamen und Approbation erfolgreich abschloss. Im gleichen Jahr begann er die Weiterbildung zum Facharzt für Anästhesiologie im Zentrum Anästhesiologie, Rettungs- und Intensiv¬medizin der Uniklinik Göttingen. 1983 folgt dort auch die Promotion. Die Intensivmedizin ließ ihn nicht los: schon ab 1987 als Facharzt wurde er Funktionsoberarzt der anästhesiologischen Intensiv¬stationen und die Frage an der Universitätsklinik hieß: Klinik oder Wissenschaft? Beides!
Im Mittelpunkt seiner zahlreichen Forschungsarbeiten standen dann vorwiegend intensivmedizinische Fragen mit dem Schwerpunkt der maschinellen Beatmung bei schwerem Lungenversagen. 1990 erfolgte die Ernennung zum wissenschaftlichen Hochschulassistenten. Aber auch die klinische Arbeit kam nicht zu kurz. Im gleichen Jahr wurde er Oberarzt der anästhesiologischen Intensivstationen und 1993 erhielt er die Zusatzbezeichnung Rettungsmedizin. 1995 führten seine Forschungsarbeiten zur Habilitation und der Verleihung der venia legendi der Georg-August-Universität Göttingen.
Von 1995 bis 1996 zog es ihn ins Ausland als Assistent Professor an die Medical School der University of Texas in Houston. Neben Lehre und Forschung arbeitete er außerdem
klinisch als Oberarzt auf den Chirurgisch-Traumatologischen, Transplantationschi-rurgischen und Neuro¬chirurgisch-neurologischen Intensivstationen im Herman Hospital des Texas Medical Center.
Zurück in Deutschland widmete er sich wieder der Forschung und Lehre und erwei-terte besonders seine klinischen Kompetenzen: es erfolgte die Ernennung zum Lei-tenden Notarzt, die Weiterbildung „Spezielle Schmerztherapie“ und „Ärztliches Qua-litätsmanagement“. 1999 wurde er zum Außerplan¬mäßigen Professor der Georg-August Universität Göttingen ernannt. Zu der Zeit war er auch Ltd. Oberarzt in der Abteilung I im Zentrum Anästhesiologie, Rettungs- und Intensivmedizin Göttingen, zuständig für die Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie.
Seine Mitgliedschaften in den nationalen und internationalen Berufs- und Fachge-sellschaften unterstreichen sein übergeordnetes Interesse an der Anästhesie und Intensivmedizin. Sein Engage¬ment in Fort- und Weiterbildung zeigte sich durch zahlreiche Einladungen zu Referaten auf (inter-)nationalen Kongressen sowie der Organisation von Fachkongressen in Dortmund und der regelmäßigen Ausrichtung der Dortmunder Anästhesiologischen Kolloquien.

BU (Foto: GPM): Die Geschäftsführer Klaus Bathen (re.) und der Kauf. Direktor Chris-toph Rzisnik (li.) verabschiedeten Prof. Dr. med. Michael Sydow (mitte li.) und be-grüßten gleichzeitigt seinen Nachfolger Prof. Dr. med. Matthias Derwall.

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