Willkommen in der Augenheilkunde!

Das trockene Auge - St.-Johannes-Hospital Dortmund
Wir haben Sie fest im Blick.
Das trockene Auge - St.-Johannes-Hospital Dortmund
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Augenheilkunde

Das trockene Auge

Volkskrankheit "Trockenes Auge"

Ihre Augen jucken oder tränen? Es fühlt sich an, als ob ein Sandkorn in Ihrem Auge reibt? Dann könnte auch bei Ihnen die Diagnose „Trockenes Auge“ zutreffen. Auch zu Anfang geringfügige Augenbeschwerden können bereits ein ernstzunehmendes Alarmsignal sein.
Bei jedem fünften Patienten, der einen Augenarzt aufsucht, wird ein trockenes Auge festgestellt. In Deutschland leiden ca. 10 Mio. Menschen an den Folgen der chronischen Augenerkrankung. Dieses weit verbreitete Krankheitsbild, auch „Sicca-Syndrom“ genannt, lässt sich auf eine gestörte Befeuchtung der Augenoberfläche zurückführen. Das vorherrschende Symptom dieser chronischen Augenerkrankung ist ein unangenehmes Fremdkörpergefühl, das sich anfühlt wie ein Sandkorn im Auge. Entscheidend für eine bestmögliche Behandlung ist die Kenntnis der individuellen Ursache, die zum Austrocknen der Augenoberfläche führt.
Das Fachärzteteam der Klinik für Augenheilkunde unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Kohlhaas kann Ihnen die notwendige Behandlung garantieren um Ihre Lebensqualität zurückzugewinnen. Nichtbehandelte trockene Augen können schwerwiegende Folgen für Ihre Sehkraft haben. Eine individuell auf Sie abgestimmte Therapie ist gut für Ihre Augen und gut für Sie.

Der Tränenfilm
Weg der Tränen von produzierenden Drüsen bis Nasenrachenraum.

Verantwortlich für die optimale Befeuchtung des äußeren Auges ist der Tränenfilm, der kontinuierlich in den Tränendrüsen produziert wird. Mit jedem Lidschlag alle 5–10 Sekunden fließt der Tränenfilm, der hauptsächlich aus Salz, Wasser und Öl besteht, über den Augapfel hinweg und benetzt die Augenoberfläche. Die Tränenflüssigkeit schützt die Hornhaut, die Bindehaut und die Lidinnenseite vor Austrocknung und Infektionen. Werden diese Bereiche nicht ausreichend befeuchtet, sind Entzündungen von Bindehaut, Hornhaut oder den Lidkanten die Folge.

 

Wussten Sie schon?
Am Abend produzieren die Tränendrüsen weniger Tränen. Deshalb werden die Augen abends gerötet und jucken. Kindern kennen dieses natürliche Phänomen als Geschichte vom Sandmann, der seinen Sand verstreut.

 

Der Tränenfilm hat drei wesentliche Funktionen:
1.    Schutz vor Fremdkörpern wie Staub, Pollen, Bakterien und Viren
2.    Versorgung der Hornhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen
3.    Schutz der Hornhaut und Bindehaut vor Austrocknung

Der Tränenfilm besteht aus drei Schichten:

Lipidschicht
Die nur 0,1 µm dünne, fetthaltige Lipidschicht ist die äußerste Schicht des Tränenfilms und sorgt dafür, dass die darunter liegenden flüssigen Bestandteile des Tränensekrets nicht verdunsten. Die wesentlichen Komponenten der Lipidschicht werden in den Meibomschen Drüsen produziert. Oftmals ist eine gestörte Funktion dieser Drüsen für die Ausbildung eines trockenen Auges verantwortlich.

 

Wässrige Schicht
Die wässrige Schicht, die sich zwischen der Lipid- und der Muzinschicht befindet, besteht zu 98 % aus Wasser und bildet mit einer Dicke von 6–10 µm den größten Anteil des Tränenfilms. Diese Schicht gewährleistet die notwendige Versorgung der Hornhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die wässrige Schicht wirkt antibakteriell und ist ausschlaggebend für den Schutz vor Fremdkörpern und Krankheitserregern.

 

Muzinschicht
Die innerste Schicht des Tränenfilms wird als Muzinschicht bezeichnet und liegt unmittelbar an der Hornhaut an. Nur eine intakte Muzinschicht gewährleistet die optimale Verbindung zur Hornhautoberfläche.

Ursachen und Symptome

Ursache für eine zu trockene Hornhautoberfläche ist entweder eine zu geringe Tränenfilmproduktion oder eine zu starke Verdunstung der Tränenflüssigkeit. Auch die Zusammensetzung des Tränenfilms wirkt sich auf eine regelrechte Befeuchtung aus.

Hyposekretorische Form:
Störung des Tränenfilms durch mangelnde Tränenproduktion

Rote Äderchen als Indikator.

Evaporative Form:
Störung des Tränenfilms durch zu starke Verdunstung. Roten Äderchen weisen auf eine Reizung oder entzündliche Reaktion hin.

Verstopfte oder entzündete Drüsen

Dysfunktion der Meibomschen Drüsen
Unsere Augen sind mit rund 70 speziellen Drüsen, den Meibom-Drüsen ausgestattet. Es sind Talgdrüsen, die sich an der Kante des oberen und unteren Augenlids befinden und ein öliges Sekret absondern. Dieses Sekret bildet die äußere Lipidschicht des Tränenfilms und ist unerlässlich, um diesen vor Verdunstung zu schützen. Beispielsweise durch eine Verstopfung oder Entzündung der Meibomschen Drüsen kann die Zusammensetzung des Tränenfilms aus dem Gleichgewicht geraten, so dass als Folge davon die Tränenflüssigkeit zu schnell verdunstet. Augenärzte sprechen in diesem Fall von einer Meibom-Drüsen-Dysfunktion. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für trockene Augen.

Wussten Sie schon?
Heinrich Meibom hat bereits im 17. Jahrhundert diese Drüsen beschrieben, die nach ihm benannt wurden.  

 

Unabhängig davon, welche der jeweiligen Ursache zu Grunde liegt, führt das trockene Auge zu einheitlichen Symptomen:
•    Augenrötung
•    Fremdkörpergefühl
•    Kratzen, brennen, jucken des Auges
•    Lichtempfindlichkeit
•    Müde Augen
•    Geschwollene Augenlider
•    Lidkantenentzündung
•    Tränende Augen

Mögliche Auslöser für eine gestörte Tränenfilmproduktion
•    Trockene Heizungsluft
•    Autogebläse
•    Klimaanlagen
•    Zigarettenrauch
•    Sonne, Hitze und Wind
•    Zugluft und kalte Luft
•    Kontaktlinsen
•    Langes Starren auf den Bildschirm ohne zu blinzeln („Office-Eye“- oder „Gamers-Eye“-Syndrom)
•    Zu wenig Blinzeln durch angestrengtes Lesen, z.B. aufgrund einer unkorrigierten Fehlsichtigkeit
•    Erkrankungen wie Diabetes oder chronisches Rheuma
•    Medikamente wie die Verhütungspille, Medikamente gegen Akne und Allergie, Psychopharmaka, Betablocker
•    Bestimmte Kosmetikprodukte
•    Im Alter lässt die Tränenproduktion nach, vor allem hormonell bedingt bei Frauen
•    Vorangegangene Operation am Auge
•    Hautkrankheiten wie Rosacea


Wie wird das trockene Auge diagnostiziert?

Blickdiagnostische Untersuchung der Augenlider
Das trockene Auge entwickelt sich in der Regel über einen langen Zeitraum und ist in den von den Patienten wahrgenommenen Beschwerden sehr unterschiedlich ausgeprägt. Eine ausführliche Diagnostik ist daher von großer Bedeutung und kann aufgrund unseres Erfahrungsschatzes mit dieser Erkrankung an der Klinik für Augenheilkunde des St.-Johannes-Hospitals garantiert werden. Der Augenarzt überprüft zunächst Lidschlagfrequenz, den Lidschluss, d.h. ob Ober- und Unterlid regelrecht aufeinander abschließen, die Lidränder mit den Lidranddrüsen und die Lidstellung. Spielen diese Faktoren nicht optimal zusammen, kann ein trockenes Auge die Folge sein. So kann z.B. eine Lidfehlstellung als Ursache in Betracht kommen (siehe auch Orbita- und Liderkrankungen).

Schirmer-Test: Untersuchung zur Menge des Tränensekrets
Mit einem Filterpapierstreifen, der in den Bindehautsack gehängt wird, kann der Augenarzt die Menge der wässrigen Tränenflüssigkeit messen und erkennen, ob das Auge ggfls. zu wenig Tränenflüssigkeit produziert. Aussagen über die Tränensekretmenge lassen sich bereits nach 5 Minuten ableiten.

Untersuchung zur Stabilität des Tränenfilms
Für eine genaue Beurteilung ist entscheidend, ob der Tränenfilm zwischen den einzelnen Lidschlägen ausreichend lange auf der Hornhautoberfläche verbleibt oder schon vor dem nächsten Blinzeln verdunstet bzw. „aufgerissen“ ist. Der Augenarzt färbt dazu die Augenoberfläche mit einem grünen, unbedenklichen Farbstoff an, um die Reaktion des Tränensekretes von einem Blinzeln zum nächsten zu untersuchen. Die Stellen, die nicht ausreichend benetzt werden, färben sich erkennbar ein. Die Farbe ist ein paar Lidschläge später verschwunden und Ihr Sehvermögen ist in keiner Weise beeinträchtigt.

Untersuchung zur Qualität des Tränenfilms
Nicht nur Menge und Stabilität des Tränenfilms sind entscheidend bei der Suche nach den Ursachen eines trockenen Auges. Auch die Zusammensetzung des Sekrets, zumal der äußeren Lipidschicht kann gestört sein und als Ursache in Betracht kommen, wenn die Augenoberfläche austrocknet. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Meibomschen Drüsen nicht ausreichend arbeiten.

Behandlung

Tränenersatzflüssigkeiten in Form von Augentropfen oder Augensprays spielen bei der Behandlung des trockenen Auges eine entscheidende Rolle. Die Wirkstoffe sind dabei ganz unterschiedlich und greifen in verschiedene Mechanismen der Augenbenetzung ein. Von der jeweiligen Ursache, die dem trockenen Auge zu Grunde liegt, hängt es dann ab, welcher der Wirkstoffe im individuellen Fall verordnet wird.

Behandlung des evaporativen trockenen Auges – bei zu starker Verdunstung des Tränenfilms
In diesem Fall liegt die Ursache in einer zu dünnen, instabilen Lipidschicht. Zum Beispiel wenn durch den Ausfall der Meibomdrüsen die körpereigene Lipidproduktion nicht ausreichend ist. Hierbei  haben sich lipidhaltige Tränenersatzmittel bewährt, die durch Sprays oder Tropfen die notwendigen Fettanteile des Tränenfilms ersetzen.

 

Behandlung des hyposekretorischen trockenen Auges – bei zu geringer Tränenproduktion
Bei Patienten, deren trockenes Auge auf eine zu geringe Tränenproduktion zurückzuführen ist, hilft eine Stabilisierung der wässrig-muzinösen Schicht des Tränenfilms mit wässrigen Tränenersatzmitteln.

 

Cortisonhaltige Augentropfen gegen entzündliche Reaktionen
Die Austrocknung der Augenoberfläche zieht in vielen Fällen auch schmerzhafte Entzündungen an der Hornhaut oder Bindehaut nach sich. Dagegen helfen cortisonhaltige Tropfen, die zusätzlich zu den Tränenersatzmitteln verordnet werden.

 

3-stufige Lidpflege bei Funktionsstörungen der Meibomdrüsen
Bei vielen Patienten hängt das chronische Krankheitsbild des trockenen Auges mit einer eingeschränkten Sekretproduktion der Meibomdrüsen zusammen. Gerade bei ihnen ist es sinnvoll, die Gabe von Tränenersatzmitteln mit unterstützenden Maßnahmen zu ergänzen. Empfehlenswert ist folgendes dreistufiges Behandlungsschema, das der Patient selbständig täglich über viele Wochen durchführen sollte:

1. Liderwärmung:
Wärmebehandlung der Lidränder für 5 bis 10 Minuten bei ca. 45 Grad, um die Drüsensekrete zu verflüssigen (z.B. mit einer Wärmebrille).
2. Lidmassage:
Anschließendes Massieren bzw. sanftes „Durchkneten“ der Lidränder, um die Drüsensekrete herauszustreichen.
3. Lidreinigung:
Zum Abschluss erfolgt die Reinigung der Augenlider mit einem feuchten Wattepad, um die gelösten Sekrete, Ablagerungen und Keime zu entfernen.

 

Diese Therapie erfordert Geduld, aber Sie können mit diesen einfachen Mitteln extrem viel bewirken.

Punctum-Verschluss

Punctum Plug: Tränenwegverschluss
In seltenen Fällen kann es angezeigt sein, den Tränenweg operativ zu verschließen. Etwa 75% der Tränenflüssigkeit werden durch den unteren Tränenweg abgeleitet. Wenn wir diesen Kanal mit einem sogenannten Plug bzw. Mini-Stöpsel verschließen, verbleibt die Tränenflüssigkeit deutlich länger auf der Augenoberfläche und sorgt damit für eine bessere Befeuchtung. Der Punctum-Verschluss wird entweder dauerhaft eingesetzt oder nach einigen Monaten wieder entfernt.
Dieser Eingriff dauert wenige Minuten und ist vollkommen schmerzfrei. Der Plug ist von außen nicht sichtbar wird nicht als Fremdkörper wahrgenommen.

Was Sie selbst dagegen tun können
Regelmäßiges Blinzeln hilft.

Die regelmäßige Lidpflege – bestehend aus Wärme, Massage und Reinigung der Lidkanten (siehe „Behandlung“) ist eine höchst effektive Maßnahme, die Sie selber am besten täglich durchführen sollten. Andererseits sind unzählige Auslöser bekannt, die die Tränenfilmproduktion beeinträchtigen und die Symptome eines trockenen Auges nach sich ziehen. Viele äußere Einflüsse, die das Auge reizen, lassen sich im Alltag vermeiden. Regelmäßiges Blinzeln und Bildschirmpausen sind ein einfaches aber höchst wirksames Mittel. Wenn das im Einzelfall nicht möglich ist, gibt es Wege, sich gegen gewisse Risikofaktoren zu wappnen.

Trockene Heizungsluft
Hier helfen Raumluftbefeuchter, häufiges Lüften und regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft.

 

Klimaanlage
Nach Möglichkeit einschränken oder ganz vermeiden. Wenn das nicht geht, regelmäßige Pausen an der frischen Luft einlegen.

 

Autogebläse
Die Lüftungsanlage im Auto nicht direkt auf die Augen richten und nur mit geringer Lüftung fahren.

 

Bei der Bildschirmarbeit
Regelmäßige Pausen einlegen, um den Augen die Möglichkeit zum geregelten Blinzeln einzuräumen.

 

Konzentriertes „Starren“ auf Fernsehen, Handy und PC
Auch viele andere Tätigkeiten sind mit einem konzentrierten Blick auf eine Stelle verbunden, z.B. beim Lesen oder Fernsehen. Dadurch reduziert sich unmerklich die normale Lidschlagfrequenz von 15-20 Schlägen pro Minute auf unter 2 Lidschläge. Hier hilft nur: gezieltes Blinzeln und Entspannung für die Augen.

 

Ausreichend Wasser/Tee trinken, denn ein ausgeglichener Feuchtigkeitshaushalt hält auch die Augen feucht.

 

Schützen Sie sich mit einer Sonnen- oder Schutzbrille, wenn Sie Zugluft ausgesetzt sind.

 

Verwenden Sie wenig oder „sanfte“ Kosmetik, denn auch eine individuelle Unverträglichkeit oder Überempfindlichkeit kann das Auge reizen. Darüber hinaus kann Augenkosmetik auch zur Verstopfung der Meibomschen Drüsen an den Lidern führen.

Eine ausführliche Anleitung zur Lidpflege finden Sie hier in der Bildschirm-Version und in der mobilen Smartphone-Version.

Patientenfragen

Warum führt die Arbeit mit dem PC zu trockenen Augen?
Durch den konzentrierten Blick sinkt der Lidschlag. Der Tränenfilm wird nicht mehr ausreichend auf dem Auge verteilt.

 

Warum nimmt die Anzahl an Patienten, die unter einem trockenen Auge leiden, stetig zu?
Eindeutig geklärt ist das nicht. Auf jeden Fall fördern die Umweltbedingungen aus trockener Raumluft und Klimaanlagen, bei meist wenig Zufuhr von Frischluft, das Austrocknen der Augenoberfläche. Ein weiterer Faktor scheint die gesteigerte Bildschirmarbeit zu sein.

 

Ist es unbedenklich, trotz trockener Augen Kunstlinsen zu tragen?
Nein, keinesfalls! Kunstlinsen fördern das Austrocknen der Augenoberfläche und reizen zusätzlich die Bindehaut und Hornhaut.

 

Es gibt viele unterschiedliche Augentropfen. Worauf muss ich achten?
Besonders zu empfehlen sind Tränenersatzmittel, die ohne Konservierungsstoffe hergestellt werden. Konservierungsstoffe können die Symptome des trockenen Auges häufig noch verschlimmern.

 

Der Augenarzt hat bei mir trockene Augen festgestellt, aber kein Rezept für Augentropfen mitgegeben. Muss ich sie selber bezahlen?
Ja, das stimmt. In den meisten Fällen übernehmen die Krankenkassen nicht die Kosten für Tränenersatzmittel. Eine Ausnahme sind Patienten, bei denen das trockene Auge im Zusammenhang mit weiteren Begleiterkrankungen steht.